Die letzten Kilometer vor Istandbul
Hallo ihr Lieben,
Ich hoffe bei euch ist alle klar.
Die erste Hälfte meiner Reise ist jetzt geschafft. Nach 4600km bin ich heil in Istanbul angekommen (was garnicht so einfach ist in der Türkei).
Ein paar Tage Pause und dann geht es mit dem Rad weiter nördliche zurück nach Deutschland. Eine Sache hat sich aber gravierend geändert, denn ich reise nicht mehr allein. Ab jetzt heißt es "Wir fahren", da meine Freundin und ich die zweite Hälfte gemeinsam fahren.
Gestern ist sie dann auch heil angekommen mit einigen Ersatzteilen für mich im Gepäck. Die nächsten 3 Tage bleiben wir in Istanbul und besichtigen die Stadt. Aber genug erst mal davon. Ich denke die letzte Woche ist erst mal interessanter.
Naja also nach Meteora gab es nicht mehr so richtig tolle Sehenswürdigkeiten die mich gereizt hätten, außerdem wollte ich nach Istanbul. Ich hatte dort noch einiges zu machen bevor Steffi kommt.
Die Tage waren geprägt von vielen Kilometern auf dem Rad und das in glühender Hitze(für mich). Mein Wasserverbrauch lag bei rund 11 Litern am Tag und die Tageskilometer zwischen 125 und über 150km(3x die Woche).
Die ganze Woche schien die Sonne und schon um 7 uhr morgens waren es über 26Grad. Tagsüber kletterte das Thermometer auf rund 34Grad im Schatten. Dumm nur das ich so wenig im Schatten fahren konnte :-) .
Nach meinem letzten Bericht ging es am Abend noch einen Pass hoch. Rund 700HM waren zu bewältigen. Oben auf dem Pass fand ich dann auch noch einen tollen Platz für mein Zelt. Am nächsten Morgen ging es dann erst mal 25km bergab nach Veria. Von dort ging es nach Alexandria.
Von Veria nach Alexandropolis wurde mir wieder klar wie schön es ist auf der Autobahn zu fahren. Hier benutze ich nämlich eine Hauptstraße mit hautnahem Verkehr. Ich beschloss die letzten KM möglichst vie l(soweit sinnvoll) auf der Autobahn zu verbringen, da ich dort einen Standstreifen nur für mich habe. Außerdem gibt es nur sehr wenig Verkehr auf der Autobahn, manchmal war ich Kilometer lang alleine. Die Umgebung war eh nicht sehr reizvoll, viel Landwirtschaft und Industrie prägen das Landschaftsbild. Es ist wirklich erschreckend zu sehen was die vieIe Landwirtschaft für Auswirkungen auf die Umwelt hat. 80% der Flüsse auf meiner Karte hatten kein Wasser und die anderen 20% waren sehr stark verschmutzt von Abfällen und Dünger.
Thesaloniki ließ ich rechts liegen, da wegen der Umbaumaßnahmen der U-Bahn und der Proteste die Stadt nicht wirklich reizvoll ist.
Meine Übernachtungen waren die letzten Tage wirklich SEHR unterschiedlich. Ich schlief eine Nacht z.B. hinter einer Schallschutzmauer direkt neben der Autobahn.
Vor Kavala fuhr ich auf der E90 am Strand entlang. Die Straße war so gut wie leer. Kaum Autos und noch weniger Touristen. Es war wirklich nicht schön zu sehen wie die Verkaufsstände und viele Campingplätze verfallen. Durch die A2 gibt es keinerlei Grund die E90 den Strand entlang zu benutzen. Die wenigen Badenden am Strand waren fast ausschließlich Griechen.
Um der Langeweile den tagsüber zu entfliehen, habe ich viel "ich sehe was was ich nicht sehe" gespielt. Ich habe immer Ausschau nach einem Lidl gehalten und wenn ich einen gesehen habe dann habe ich mir etwas als Belohnung gekauft (ich musste sowieso häufig das Trinken auffüllen)
Am 13.7 war ein komischer Tag. An einer Raststätte auf der ich pause machte, bekam ich von einer türkischen Familie fast eine halbe Wassermelone geschenkt, 2Stunden später bekam ich von einem griechischen Paar ein Stück Spinatlasagne und am Abend schenkte mir ein Mann 2 Paprika und eine Gurke aus seinem eigenen Garten. Ich muss wohl sehr bemitleidenswert an dem Tag ausgesehen haben.
In Alexandropolis schlief ich dann noch einmal am Strand, genauer auf einem Boot (auf dem Land).
Am Freitag den 14.07.11 ging es dann in die Türkei. Wow, dass war mal ne Grenze. Die Griechen schauten nur kurz auf den Deckel des Passes und winkten mich dann durch. Erst auf Nachfrage bekam ich einen Außreisestempel (nicht das es nötig wäre ich sammel die nur). Die Türken waren da ganz anders. Mein Pass wurde 3 mal Intensiv an 3 verschiedenen Checkpoints durchgeschaut, sogar meine Taschen wurden (grob) durchsucht.
Es gab viele Soldaten mit Maschienenpistolen, die immer zu zweit, an kleinen Häuschen herrumstanden und Wache hielten.
Ich habe mich nur gefragt "Vor wem haben die Türken angst?".
Das erste was ich in einem Land mache ist ich gehe zu einem Geldautomaten und dann in den Supermarkt. So bekomme ich schnell ein Gefühl für das Land. Nicht selten komme ich beim Einkaufen ins Gespräch mit den Menschen.
Nur nebenbei die Türkei ist mein 13tes Reiseland.
Nach dem Besuch im Supermarkt im kleinen Ort Malkara hatte ich eine komische Begegnung. Ich wollte gerade ein Foto von einem etwas anderen "Feuerlöschern" machen, als 2 Typen mit Auto vor mir ins Bild fuhren und anhielten. Sie sprachen mich an wo ich herkomme, wo es hin geht... . Bis dahin war das nichts ungewöhliches. Ein Junge stoppte mit seinem Rad auch noch. Nach ein bischen Smaltalk verabschiedeten sich dann die beiden mit dem Auto. Nachdem ich mich auch von dem Jungen mit dem Rad verabschiedet habe fuhr ich weiter. Ein paar hundert Meter weiter stoppten mich die beiden mit dem Auto und noch 2 weitern komischen Gestalten. Ich machte mich schon bereit mein Pfefferspray und mein Messer zum Einsatz zu bringen blieb aber dennoch selbstsicher und freundlich. Einer der Männer aus dem Auto meinte ich solle den beiden anderen doch mal meine Kamera zeigen. Ich meinte nur, dass der Akku leer ist und ich eh zügig ins nächste Hotel müsste. Zu meinem Glück war die Straße gut befahren und ich konnte schnell im Verkehr verschwinden.
Die nächsten Kilometer war ich sehr aufmerksam und beobachtete genau ob mich jemand verfolgt. Ab und zu stoppte ich an einer Tankstelle und ließ ein paar Autos vor, so dass es mir auffallen würde wenn ein Auto mir folgt. Zum Glück folgte mir niemand.
So was blödes! Die Türken sind ein so nettes und vertrauenswürdiges Volk und ich treffe solche Idioten.
Am nächsten Tag ging es richtung Tekridag. Türkische Straßen sind sehr tückisch. In der Stadt wollte ich ein wenig Essen holen. Direkt vorm Supermarkt gab es einen Kreisel, indem es einen Gulli mit längsrillen über die gesamte Fahrbahn gab. In diese Rillen passten genau meine Reifen rein. Ich hatte keine Chance auszuweichen oder zu bremsen. Ich Stürzte mitten auf die Straße. Ich hatte Glück, weder mir noch dem Rad ist etwas passiert.
Am Abend schlief ich nochmal 30 km vor Istanbul. Ich wollte ausgeschlafen sein wenn ich mich in das Getümmel werfe.
Einen Schlafplatz zu finden, war garnicht so einfach. Ich hatte nicht damit gerechnet das 30 Km vor der Stadt kaum ein grünes Fleckchen mehr ist in dem ich unbemerkt schlafen konnte.
Auf einem privaten Grundstück einer kleinen Firma erlaubte mir der Besitzer dann mein Zelt aufzubauen.
Am nächsten morgen ging es um 8 Uhr los. Rein in die Stadt war die Devise. Das waren die mit abstand unangenehmsten km meiner Reise.
So viel Verkehr habe ich nicht erwartet. Ich fuhr auf dem einzigen Weg in die Stadt auf der D100. Unglaublich wie die Türken fahren. Alle fahren ohne zu blinken kreuz und quer und trotzdem funktioniert es sehr gut. Ich musste höllisch aufpassen, gerade die einfahrten waren manchmal gar nicht so einfach zu bewältigen. Hier und da bildete sich ein kleiner Stau. Reisverschlussverkehr funktioniert hier tadellos deshalb ging es immer zügig vorran.
Nach 40km und 2 Stunden Fahrt kam ich dann im Hostel an. Die nächsten Tage hatte ich noch einiges zu tun. Dadurch, dass ich keine Pausetage gemacht habe musste ich nun die Arbeiten die normal auf diese Tage fallen jetzt machen. Ich musste Wäsche waschen (alles musste gewaschen werden!!), eine sichere Strecke zum Flughafen finden (Steffi abholen), Tagebuch schreiben und ganz wichtig mein Rad überprüfen und reparieren.
Mein Bericht endet jetzt erst mal hier. Der nächste Bericht wird dann von der Zeit in Istanbul sein.
Ich hoffe es hat euch ein wenig gefallen.
Schreibt mir doch grad ne Mail mit dem was ihr so denkt oder euch interessiert. Istanbul2011(at)gmx.de
Bis bald Andy
PS: Ich bin bis Istanbul
4608,86KM gefahren
40 792Hm rauf geklettert
und bin rund 230 Stunden im Sattel gesessen
und das in 45 Tagen