Von Prag bis nach Hause

Autor: Andy

Hallo zusammen,

die letzte Woche unserer Reise kam schneller als uns beiden lieb war. Wir genossen noch den Pausetag in Prag und machten uns am 03.09 auf den Weg Richtung Heimat. Unsere Abfahrt verschob sich allerdings auf den Nachmittag, da wir arge Probleme mit dem PC hatten und auf einmal stundenlage Arbeit weg war.

Wie im letzten Bericht erwähnt wählten wir für die letzten Kilometer den Paneuroparadweg. Zugegeben es gab auch kaum eine sinnvolle Alternative. An der Karlsbrücke fing der Weg an. Nicht lang und wir fanden auch das erste Schild. Gemein ist, dass die Beschilderung des Paneuroparadweges keine wirkliche Beschilderung ist sondern es werden nur Aufkleber auf die vorhandenen Radschilder geklebt. Die Strecke war am ersten Tag einfach nur toll. Bis auf kurze Stücke führte uns der Weg auf guten Pfaden und kleinen Straßen sehr zielstrebig Richtung Pilsen.

Die vielen Radfahrer die Anfangs mit uns noch den Weg teilten waren bald verschwunden. In einem Wald fanden wir gegen 8.30 Uhr (im Dunkeln) noch ein hübsches Plätzchen. Am nächsten Morgen ging es die letzten Kilometer nach Pilsen. Der Weg führte uns viel durch Wälder auf manchmal zwar unbefestigten aber landschaftlich traumhaften Wegen. Natur pur! In Pilsen angekommen änderte sich das Bild des Weges recht schnell. Die Ausschilderung war absolut unzureichend und die Wege wurden schlechter. Aus der Stadt raus ging es nach wenigen Kilometern wieder in den Wald. Der Untergrund war der Horror. Der Belag bestand aus Pfirsich großen Steinen die das Radeln zur Tortur werden ließen. Neben dem Belag wurden auch die Anstiege immer steiler.

In Stribro waren wir schon ziemlich fertig und genervt. Wir hatten nicht wirklich Augen für die Stadt, obwohl sie ein sehenswertes Rathaus hat. Wir füllten unsere Reserven auf und weiter ging‘s. Der Weg wurde immer enger und steiler. Die Steine wurden zunehmend zu matschigen Grasboden durchzogen mit Wurzeln. Wir zweifelten beide ob wir noch richtig waren. Es kam auch schon lange kein Schild mehr. Wir waren schon fast überzeugt falsch zu sein. Doch da war mitten im Gestrüpp doch ein Schild und es zeigte entlang des Weges auf dem wir waren. Also weiter. Es ging immer höher und irgendwie hatten wir das Gefühl der Weg führt uns zurück. 15 km später sahen wir ein Schild 5km nach Stribro. Ich dachte ich müsste Platzen. Diese I***** haben sie doch tatsächlich den Radweg bis hoch auf einen Berg  geführt auf diesem Untergrund statt 5 km auf einer kaum befahrenen Straße zu fahren. Was dachte sich der Planer der Paneuroparoute. Der Weg soll doch eigentlich für Long Distanz Traveler sein. Nicht jeder Reiseradler hat ein MTB und ist ohne Gepäck unterwegs!

Logischerweise war unser Stimmung total im Keller. Nach ein paar Kilometern auf Asphalt ging es auch schon wieder von der Straße auf einen Waldweg. Längst war es nach 18Uhr. Nach 90km mit einer Schnittgeschwindigkeit von gerade mal 14,5km/h (normal sind um die 18-20km/h) fanden wir einen Unterstand neben den auch unser Zelt einen Platz fand. Wir hatten gerade alles aufgebaut da sagte Steffi „Dahinten hat es gerade geblitzt“. Ich dachte eher an ein Feuerwerk (was hier nichts ungewöhnliches ist) aber dann Blitzte es wieder und wieder. In 2minuten zählten wir 14Blitze. Der regen ließ auch nicht lange auf sich warten. Na tol,l jetzt kommt ein Gewitter und wir sind mitten im Wald! Zu unserem Glück zog das Gewitter zügig über uns hinweg ohne, dass uns was passierte.

Nicht das ihr jetzt denkt wir sind dämlich. Wir suchen unseren Zeltplatz nach vielen Kriterien aus unteranderem ob es in den Bäumen über uns Totholz (abgestorbenes Holz das leicht herunterfällt) gibt. Die Gefahr, dass ein Baum umfällt oder die Räder vom Blitzgetroffen werden ist dennoch nicht zu unterschätzen.

Am nächstem Morgen waren wir noch etwas müde vom Vortag, naja wir mussten trotzdem raus. Es regnete fast die ganze Nacht und den ganzen Morgen. Nicht unbedingt optimal auf unbefestigtem Waldwegen zu fahren. Nach einigen Kilometern kamen wir auf eine Straße. Wir hatten beide die Schnauze voll von den rutschigen Steinen und den vielen Schlaglöchern, deshalb fuhren wir nicht mehr den Schildern nach sondern nutzen Nebenstraßen. Wir kamen viel schneller und entspannter voran. Unsere Stimmung wurde auch besser obwohl wir neben dem Regen auch Gegenwind hatten. Kurz nach Racov trafen wir zwei ältere Radler. Die beiden Deutschen fuhren auch den Paneuroparadweg nur in die andere Richtung. Lustiger weise nutzen auch sie Nebenstraßen, da sie in ebenfalls schlechte Erfahrungen mit dem Untergrund und der Streckenführung machten. Wir tauschten uns ein wenig aus und gaben einander ein paar Tipps. Jetzt waren wir uns sicher, dass wir bis zur deutschen Grenze nicht mehr auf den Radweg wollten.

Es war die beste Entscheidung die wir treffen konnten. Gegen Mittag kamen wir an die deutsch- tschechische Grenze Tillyschanz (bei Eslarn). Wie auf ein Kommando hörte der Regen beim Grenzübertritt auf.

Zwischen der Qualität der deutschen und der tschechischen Radwegen liegen Welten. In Eslarn begann der Bockelradweg (Teil des Paneuroparadweges), ein 50km langer Radweg auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke. Ein Traum für jeden Radler! Sanfte Steigungen super Untergrund und kein Verkehr. TOLL!! Auf dem Höchsten Punkt (auf 500m) sprach uns ein Radler an. Alex wohnt seit 3 Jahren in der Gegend und erzählte uns einiges über seine neue Heimat. Er nutz den Radweg um jeden Tag zur Arbeit zu kommen (Sommer wie Winter) und hält sich dadurch fit. Vom höchsten Punkt aus ging es fast nur noch bergab nach Neustadt. Da wir an diesem Tag schon eine ganze Menge Höhenmeter gemacht hatten und entsprechend langsam vorrankamen mussten wir wieder einmal bis ins dunkle fahren, bis wir einen geeigneten Platz fanden. Einige Kilometer nach Neustadt fanden wir ein perfektes kleines Waldstück. Es lag nur wenige Meter von unserer Straße entfernt und war schön ruhig. Nach über 7 Stunden auf dem Rad waren wir ziemlich fertig. Trotzdem zauberte Steffi noch ein sehr leckeres Reisgericht auf unserem Kocher. Erst gegen 11 krochen wir endgültig in die Schlafsäcke.

Der Wind war auch am nächsten Tag gegen uns. So langsam haben wir uns aber daran gewöhnt. Wir kamen ziemlich gut voran und es machte uns Spaß bei gelegentlichem Sonnenschein so dahin zu rollen. Beim Frühstück an einem See bekamen wir Besuch von 2 Schlangen. Steffi blieb ganz entspannt sitzen und fand die Tierchen richtig interessant. Anders als in den vorherigen Ländern stellten die Schlangen keinerlei Gefahr für uns da. Eine der Schlange war mindestens genauso interessiert an uns wie wir an ihr. Sie schaute immer wieder aus dem Gebüsch und sah uns beim Essen zu. Am Nachmittag wurde das Wetter nochmal wirklich schön. An einem öffentlichen See nutzen wir die Gelegenheit und sprangen ins Wasser. Zuvor bemerkte Steffi beim Umziehen 2 Zecken im Oberschenkel (eine wirklich ungewöhnliche Stelle!). 2 Minuten später waren sie raus und im Zeckenhimmel.

Am Mittwoch den 7.9. hatte ich Geburtstag. Steffi weckte mich mit einem Kuchen den wir dann als Frühstück vernichteten. Bei Regen machten wir uns dann auf den Weg nach Nürnberg. Wir waren sehr überrascht als wir in der Stadt Bagger sahen die Rampen aufschoben. Schnell fiel uns ein, dass in der Stadt seit Jahren der Redbull District ausgetragen wird.

Der Redbull Dirstict gehört zu der Weltmeisterschaft im Freestylebiken. Mitten in der Stadt werden Rampen aufgebaut. Am Wochenende stieg dort dann der Wettkampf mit den Top 25 der Weltrangliste. Ein riesen Spektakel mitten in der Historischen Altstadt. Leider konnten wir nicht dort bleiben wir hätten gerne den Wettkampf gesehen. Wen es interessiert hier der Link mit mehr Infos: http://www.redbull.de/cs/Satellite/de_DE/Red-Bull-District-Ride-2011/001243035097792 .

Am Nachmittag kauften wir bei einem Laden in Flachslanden ein. Ich wartete draußen. 3 Leute sprachen mich an und fragten wo hin wir fahren und wo wir denn her kommen. Das Beste war ein 16 Jähriger. Er stellte sich neben mich, schaute das Rad an und fragte ganz trocken „und wie lang“. Ich antwortete genauso Trocken: „3 Monate“, was ihn etwas überraschte. Er erzählte mir, dass er die letzten 14 Tage mit einem Freund entlang der deutsch-tschechischen Grenze gefahren war und erst seit 2 Tagen wieder daheim ist.

Der Nächste Tag war ziemlich happig. Über Nacht ist der Wind sehr stark geworden, leider in die falsche Richtung. Wir kämpften uns (anders kann ich es nicht nennen) nach Rothenburg ob der Tauber. Zudem regnete es den ganzen Tag immer wieder.

Kurz vor der Stadt passte ich bei einer Pause nicht auf und das Rad kippte um. Winnie Puh, (eine Tröte aus dem Kosovo) unser treuer Begleiter, wurde unter dem Rad begraben. Nur noch in Einzelteilen konnte ich ihn aufsammeln. An einem Supermarkt flickte ich ihn dann bestmöglich aus den ca. 20 Teilen zusammen. Bald hatte er auch wieder seinen Platz am Lenker eingenommen.

Rothenburg ist ein sehr unerwartetes Highlight. Wir hatten nicht geahnt, dass die Stadt so schön sein würde. Der Aufenthalt wurde uns durch 2 „Rothenburger Schneebälle“ (eine Süßigkeit) zusätzlich versüßt. Die Altstadt ist sehr gelungen. Die angesiedelten Läden passen alle im Stiel zusammen. Die Straßen sind geschmückt mit den prunkvollen Ladenschildern meist sogar vergoldet.

Um die komplette Altstadt schließt sich ein Festungsring, was die Stadt noch authentischer wirken lässt und dann noch der Blick aufs Taubertal. HAMMER!

Viel zu spät rissen wir uns von der Stadt los. Wir hatten noch einige Kilometer vor uns. Was  wir nicht wussten, dass es auch noch einiges an Höhenmeter zu bewältigen gab mit knackigen Anstiegen. In den nächsten Kilometern ging es hoch und runter. Wir hatten sogar an einer Stelle 150hm mit 16% Steigung zu bewältigen, was uns alles abverlangte. (Wir haben kein einziges Mal geschoben!). Nach einer sehr schönen Abfahrt ins Kochertal ging es über den Quersteig bei Bächlingen ins Jagsttal, um es gleich wieder über die Berge zu verlasse. Am Abend hatten wir 1300Hm.

Am nächsten Tag standen wir früh auf. Wir mussten 50km bis um 12 Uhr fahren und wussten nicht wie viele Berge uns noch erwarten würden. Wir waren nämlich zum Essen verabredet. Wir kamen sehr gut voran und trudelten kurz vor 12 Uhr bei Verwandten von Steffi in Erlenbach bei Heilbronn ein. Es gab Kürbissuppe und Würstchen passend zum Wetter, denn es war recht kühl am Morgen. Köstlich! Frisch gestärkt und frisch geduscht fuhren wir die paar Kilometer zum Neckar und folgten von da an dem Neckarradweg. Zwei Stunden später trafen wir uns mit meinem Bruder, der uns entgegenfuhr und sich extra von der Arbeit frei genommen hatte. Er wollte uns die letzten Kilometer begleiten. Wir freuten uns riesig. Es gab so viel zu erzählen. gemeinsam fuhren wir noch bis kurz vor Eberbach um dort die Nacht zu verbringen.

Nun war unser letzter Tag der Reise angebrochen. Früh machten wir uns auf den Weg Richtung Heimat. Es waren Kilometer mit gemischten Gefühlen. Wir freuten uns natürlich unsere Familie und Freunde wieder zu sehen auf der anderen Seite hieß das, dass unsere gemeinsame Reise vorbei war. Wir steuerten den Punkt an, an dem wir vor 102 Tagen die Tour begonnen hatten. In Viernheim gab es dann eine riesen Überraschung. Viele Menschen die uns eine Menge bedeuten waren gekommen. Es gab einen richtigen Empfang mit Sekt, Kuchen, Transparenten und allem was dazu gehört nur um uns zu begrüßen. Nach über 8000km ist unsere Tour vorbei.

Schön wieder daheim zu sein.

Stephanie Huber:
397km bis Konstanz + 3689,66 KM seit Istanbul =4086km
Radgewicht: 38kg(ohne Wasser)
Höhenmeter bis Konstanz 3360Hm + seit Istanbul: 23 613 HM = 26973Hm
bereiste Länder: 8 


Andreas Starker 
8432,70km 
Radgewicht 51kg (ohne Wasser) 
Höhenmeter Gesamt: 64 440hm
Bereiste Länder: 18

 

Nun sind wir schon wieder ein paar Tage zu Hause. Sehr schnell hatte uns der Alltag wieder. Wir waren sehr überrascht wie viele unsere Berichte verfolgten und waren ein bisschen stolz die Reise geschafft zu haben. Ein bisschen wehmütig blicken wir aber zurück. Für uns hätte die Reise ruhig weiter gehen können. Aber wer weiss wann wir wieder aufbrechen, lange wird es nicht dauern ;-)