Von Wien nach Prag

Hallo zusammen,

mittlerweile sind wir in Prag angekommen (am 30.8) und somit an unserem letzten Zwischenstopp. In Wien sind wir schon im dunkel raus gekommen. Erst am Nachmittag kamen wir in die Innenstadt und verbrachten hier noch einige Zeit, da es rund um den Opernring so einiges zusehen gibt. Etwas Schönes hatte es ja, wir erlebten Wien noch mal bei Nacht. Rauszus ging es richtig ruhig erst am Donau-Kanal und dann an der Donau entlang. Man merkt hier gar nicht, dass man soeben aus einer Großstadt rausgefahren ist. Schon ziemlich spät fanden wir ein Plätzchen für die Nacht.

Die nächsten 2 Tage ging es weiter über den Radler Highway an der Donau entlang. Schon morgens sind uns die vielen Radler aufgefallen die fast alle in Richtung Wien unterwegs waren. Bereits mittags war uns die Lust vergangen jeden zu grüßen der uns mit seinem Rad entgegen kam. Was für ein Massen Tourismus! Die große Mehrheit hierbei ließ sich das Gepäck von Hotel zu Hotel per Auto karren. Diese Sorte von Radlern ließ sich meist schnell an den speziellen Packtaschen des Anbieters oder den vielen Leihrädern erkennen. Am ersten Tag hatten wir, was für diesen Radweg außergewöhnlich ist Rückenwind und so kamen wir relativ flott voran. Auch das Wetter war wie immer sonnig und heiß. Der darauf folgende Tag war das komplette Gegenteil. So Starteten wir morgens mit heftigem Gegenwind. An diesem Tag hätte ich die entgegenkommenden Radlermassen allesamt einzeln erwürgen können. Ich wäre sicher Andy hätte mir dabei geholfen. Entweder grinsten sie uns hämisch lachend an oder die schauten mitleidig drein. Nach dem es schon den ganzen Tag danach aussah als ob es gleich regnen würde fing es gegen 15 Uhr tatsächlich an zu nieseln. Umso später es wurde umso mehr Regnete es und die Temperaturen gingen steil bergab. Bei Linz entschieden wir uns fürs weiterfahren und somit dagegen die Stadt anzuschauen. Mittlerweile hatten wir beide Schwimmbäder in unseren Schuhen und so war es uns zu kalt in der Stadt rum zu laufen. Kurz nach Linz fing der Regen dann noch mal mit aller Kraft an auf uns ein zu dreschen. In Ottensheim schlugen wir dann, nachdem der Regen weitergezogen ist, unser Zelt auf einer komunalen Grill- und Feierwiese auf. Hier war anscheinend Zelten erlaubt. Es waren sogar Toiletten und Trinkwasser vorhanden. Die Nacht war ziemlich kalt.

Am nächsten Tag schien die Sonne als wär nichts gewesen. Die Temperaturen waren trotzdem dem moderat, aber sehr angenehm. Den Morgen verbrachten wir damit all unsere nassen Sachen trocken zu bekommen. Bei unseren Schuhen erschien dies allerdings aussichtslos und so hieß es erst einmal mit halb trockenen Schuhen zu starten. Erst gegen 12 Uhr kamen wir endlich los. Wegg von der Donau führte uns unser Weg bei Walding gradewegs den Berg hinauf Richtung tschechische Grenze (Vyssi Brod). Auf diesem Weg begegneten uns, neben Autos natürlich, ausschließlich Rennradfahrer und ein paar Mountainbiker. Ich kam mir vor wie ein kleines grünes Männchen, so wie uns diese Radler anschauten. Zugegeben den Weg könnt ich auch nicht für Gepäcktourer empfehlen, es sei den man steht auf knackige Anstiege und Milchsäure in den Beinen. Kurz vor der Grenze mussten wir uns dann nur noch bis zur Moldau hinunter rollen lassen. In Tschechien angekommen fielen uns sofort die typisch tschechischen Märkte auf. Hier bekommt man über Gartenzwerge, Glaskugeln und Taschen alles was das Kitschherz befriedigt. Der Moldau folgten wir in Richtung Cesky Krumlov auf der 160. Diese führt direkt neben der Moldau entlang und ist Teil des „Moldauradweg“. Trotz, dass wir schon recht spät hatten waren noch einige Paddler unterwegs. Vor allem die vielen Autos mit Kajaks auf den Dächern sind uns direkt aufgefallen. Die Zeltplatz Suche gestaltete sich heute etwas schwierig. Wir entschieden uns aber trotzdem gegen einen, der zu haufenweise vorhandenen, Campingplätzen. So übernachteten wir kurzerhand das erste Mal auf unserer Reise in den Hängematten, in einem steilen Waldstück oberhalb der Straße. Schon abends zeigte unser Thermometer 8°C an und besonders mir war richtig kalt. Wir hatte nicht mit so einem heftigen Temperaturumschwung gerechnet. Bis jetzt hatten wir selbst nachts immer mehr das Doppelte an Grad. Jetzt rächte es sich, dass ich mir bis jetzt immer noch keine lange Hose gekauft hatte. Warum werden jetzt sicher einige fragen? Die Antwort ist: Bei meist 35°C habe ich den Gedanken eine lange Hose tragen zu müssen nicht in Erwägung gezogen. Gott sei Dank hab ich ja Andy dabei. Dieser machte mir eine schöne heiße Wärmflasche und so kuschelte ich mich in meinen Sommerschlafsack von Penny der eigentlich nur für Temperaturen bis zu 15°C ausgelegt ist. In der Nacht wurde ich noch einige Male wach unteranderem wegen einem Wildschwein, dass nicht weit von uns unterwegs war. Der andere Grund war, weil meine Wärmflasche kalt geworden war und ich somit schrecklich fror. So blieb mir nichts anderes übrig als aus der Hängematte zu klettern und das Wasser noch mal zu erhitzen. Das Thermometer zeigte mittlerweile 6°C an. Morgens dauerte es recht lange bis wir aufgestanden waren. Auch Andy hatte die Nacht über gefroren.

Morgens ging es dann nach Cesky Krumlov reinzus. Vor ca. 11 Jahren war ich hier schon einmal zum Kanufahren gewesen und hatte den Ort in schöner Erinnerung behalten. Cesky Krumlov (Krumau) ist sehr reizvoll mit seinen kleinen Gassen, der Moldau welche sich durch die Stadt schlängelt und dem etwas ungewöhnlichem Schloss welches über der Stadt thront. Hier schauten wir noch einer Weile den Paddlern zu welche durch die Stadt fuhren und an einem Wehr reihenweise ins Wasser fielen. Weiter ging es für uns dann Richtung Budweis hier verzichteten wir aus Zeitgründen auf ein Bierchen und fuhren stattdessen weiter Richtung Hluboka. Hier konnten wir noch einen Blick auf das in weiß daliegende Schloss werfen. Wir sparten uns den Weg rauf auf den Berg und fuhren weiter an der Moldau entlang. Hier folgte ein wahrscheinlich Nagel neues Stück direkt an der Moldau entlang. Allerding mit einigen heftige Steigungen mit über 16%. Nicht unbedingt Gepäcktourer freundlich, aber auch diese strampelten wir nicht grade Rad materialschonend hochzus. Zwischen drin kamen wir dann an ein Stück wo wir eigentlich vermuteten falsch gefahren zu sein, aber da stand ganz eindeutig ein Radschild. Also weiter ging es und wir waren richtig.

Von Tyn nach Prag fuhren wir über wenig befahrene Nebenstraßen (gelbe oder weise Straßen). Die Landschaft abseits des Touristenstroms gefiel uns hier sehr. Allerding mussten wir auch einige Höhenmeter zurücklegen und so zeigte sich wiederum, dass Tschechien alles andere als flach ist. Die Moldau bekamen wir zwar nur einmal kurz zu Gesicht. Aber ohne hin kann man nicht von einem „Moldauradweg“ sprechen. Hier müsste noch viel für getan werden. Vor Stechovice ging es dann eine lange Abfahrt (ca 5km und über 150hm) zur Moldau runter. „Gott sei Dank müssen wir hier nicht hoch“: waren meine Gedanken. Die letzten Kilometer bis Prag ging es erst über eine stark befahrene Straße und dann nach überqueren einer Brücke auf dem Radweg reinzus in die Stadt. Um zu dem Campingplatz zu gelangen brauchten wir nur dem Radweg der Moldau entlang folgen und schon waren wir da. So einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt. Der Campingplatz befindet sich im Stadtteil Troja, direkt an einen der Wildwasserkanäle in Prag. Zwar nicht unmittelbar im Stadtzentrum, aber mit den Rädern perfekt zu erreichen.

Am nächsten Tag fuhren wir mit unsern Rädern in die Stadt. Bei der Touristeninformation am Rathaus besorgten wir uns erst einmal einen Stadtplan. Vor der Astronomischen Uhr ballten sich schon die Massen mit gezücktem Foto obwohl die Uhr erst in 20 min läuten sollte. Nach dem wir uns das Spektakel angeschaut hatten waren wir beide ein wenig enttäuscht. Ich mein es war schön, aber es gibt weitaus schönere z.B. in Bremen. Beim Schlendern durch die Gassen viel uns vor allem der viele Kitsch in den Geschäften auf. Irgendwie erinnerte uns das an Istanbul. Einziger Unterschied, hier waren die Sachen deutlich teurer als in Istanbul. Trotz dass wir schon Anfang September haben, waren massenweise Touristen unterwegs. Das schlimme an solch einer Stadt ist wenn die Touristen zu offensichtlich werde verliert die Stadt ihren Reiz. Genau dies empfand ich leider so in Prag. Trotzdem schauten wir uns noch das Schloss an und gingen wie alle Touristen über die Karlsbrücke. Doch so richtig der Funken für die Stadt wollte bei uns beiden nicht überspringen. Vielleicht sind unsere Ansprüche aber auch nach so vielen schönen Städten, in so kurzer Zeit, zu hoch. Wer weis, wer weis.

Den Nächsten Tag widmeten wir fast ganz unseren Rädern und so wurden sie geputzt und die Ketten gewechselt und gereinigt. Des Weiteren mussten wir Wäsche waschen und unsere Taschen aufräumen und säubern. Also wieder Kein ruhe Tag!! Aus diesem Grund entschlossen wir uns noch einen Tag auf dem Campingplatz zu bleiben.

Unseren letzten Tag in Prag verbrachten wir mit lesen, Bericht schreiben und eine Route Richtung Heimat finden. Nach langem Suchen fanden wir schließlich den Paneuroparadweg, der die Städte Prag und Paris miteinander verbindet und ganz zufällig durch Heidelberg geht.

Die nächsten Tage heimwärts wollen wir uns diesen Radweg mal genauer anschauen, um dann hoffentlich am 10. September daheim ein zu trudeln.

 

Als Info seit Istanbul haben wir,

2941,43Km

 zusammen zurückgelegt, sind

17584Hm hinauf geklettert.

43 Tage sind wir nun unterwegs, wovon wir

31 Tage auf unseren Rädern saßen.